Am 10. Februar hat der Kreisjugendring Stade e.V. zum seinem ersten Kreisjugendtag geladen. Gekommen sind knapp 50 Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen und Verbänden der Jugendarbeit im Landkreis Stade. Im Jugendzentrum Alter Schlachthof Stade wurden die aktuellen Themen der Jugendarbeit diskutiert und der Kreisjugendring am Ende damit beauftragt die Ergebnisse in den nächsten zwei Jahren zu bearbeiten. Gleichzeitig wurde der Tag genutzt um das 75-jährige Bestehen des Kreisjugendrings Stade zu feiern.
Im Landkreis Stade gibt es viele Vereine und Verbände und in den meisten sind auch Kinder und Jugendliche aktiv. Für all diese organisierten jungen Menschen und ihre Jugendleiterinnen und Jugendleiter ist der Kreisjugendring der Dachverband, nimmt ihre Bedarfe und Wünsche auf, sammelt Sorgen und Probleme und versucht mit Politik und Verwaltung auf Kreisebene gemeinsam Lösungen herbeizuführen. Doch wie kommen die Bedarfe und Wünsche der Basis in den Vereinen zum Kreisjugendring? Meistens über formelle Delegationen bei Mitgliederversammlungen und Ähnlichem. Dabei kann manchmal auch etwas verloren gehen oder wie beim Spiel Flüsterpost falsch weitergegeben werden. Das Konzept vom Kreisjugendtag versucht diese Lücke zu schließen und all die Menschen zu beteiligen, die sich vor Ort in der Jugendarbeit engagieren. In einem professionell moderierten Open-Space-Format hatten die Anwesenden die Möglichkeit ihre Themen zu platzieren und in verschiedenen Workshop-Räumen zu diskutieren. Die Ergebnisse wurden jeweils protokolliert und am Ende des Tages stand der formelle Beschluss, dass der Kreisjugendring die Ergebnisse in den nächsten zwei Jahren bearbeiten wird. Umrahmt wurde der Tag von einem gesunden und ungesunden Buffet: Eine durchgehende Obst- und Candybar versorgte die Teilnehmenden in den Diskussionen mit Energie. Zur Kaffeepause wurden 5 Geburtstagstorten zum 75-jährigen Jubiläum des Kreisjugendrings präsentiert und ab 18 Uhr klang der Tag bei einem leckeren warm-kalten Buffet aus.
Ehrengäste halten flammendem Appell für die Demokratie
Nachdem die Vorsitzende des Kreisjugendrings Janine Leinemann den Kreisjugendtag um 14 Uhr offiziell eröffnet und ihren ganz besonderen Dank gegenüber allen Ehrenamtlichen in der Jugendarbeit ausgesprochen hatte, übernahm Landrat Kai Seefried das Wort und erinnerte an die Gründung des Kreisjugendrings vor 75 Jahren. Er rückte die Grundausrichtung der Jugendringarbeit in den Mittelpunkt seiner Rede: Gegen Extremismus, Totalitarismus und Menschenfeindlichkeit sowie für Demokratie, Vielfalt und eine Zusammenarbeit über alle Trägergrenzen hinweg im Sinne der Interessen junger Menschen. Diese wichtige Arbeit sei heutzutage vielleicht wichtiger den je, so der Landrat. Auch die Geschäftsführerin des Landesjugendrings Niedersachsen Märthe Stamer schloss sich diesem Appell an und ermutigte die Anwesenden in den Diskussionen nicht nur über Formelles und Strukturelles sondern auch über Werte und Inhalte der Jugendarbeit zu debattieren. Auch die neue Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses im Landkreis Stade Erika Czerny-Gewalt wertschätzte die Jugendverbandsarbeit durch ihre Teilnahme.
Die Jugendarbeit im Landkreis Stade und ihre Themen
Wer waren aber nun die Anwesenden und was haben sie diskutiert und beschlossen? Die Teilnehmenden waren so vielfältig aufgestellt wie die Jugendarbeit im Landkreis Stade selbst. So kamen Vertreter aus den Blaulichtverbänden (Jugendrotkreuz, Jugendfeuerwehren, DLRG-Jugend), den Jugendgruppen religiöser Gemeinden (Evangelische Jugend, Katholische Jugend, Jugend der Ahmadiyya Muslim Jamaat), aus Jugendkonferenzen und Jugendringe (Apensen, Buxtehude, Düdenbüttel, Hammah), aus dem Sport (Sportjugend Stade, Schützenvereine, Sportvereine, Segelvereine) und natürlich den Pfadfindern (BdP).
Die Anwesenden platzierten zum einen eher strukturelle Themen wie die unterschiedlich ausgestattete Jugendpflegelandschaft in den Gemeinden des Landkreises oder die Frage danach wie das Ehrenamt in der Jugendarbeit besser gefördert und wertgeschätzt werden könnte. Hier wurde über einheitliche Qualitätsstandards für Jugendpflegen diskutiert und die Forderung aufgestellt, dass die Kommunen den Inhabern der Juleica (Jugendleitercard) Rabatte in ihren Einrichtungen wie z.B. Schwimmbädern, Bibliotheken, Museen, etc. gewähren. Ebenfalls strukturell war der Workshop über die Beteiligung an den Entscheidungen auf Landesebene, da hier diverse offene Fragen existieren zu denen die lokale Jugendverbandsarbeit häufig nicht gehört wird. Aber auch werte- und projektorientiert wurde gearbeitet: So wurden z.B. die Themen Social Media, Förderung von Jugendkulturarbeit (konkret Musikfreizeiten) und die Frage danach wie man Rassismus und Extremismus begegnen kann erörtert. Das Thema der deutlich gestiegenen Kosten für Angebote der Jugendarbeit wie z.B. Ferienfahrten und Zeltlager und das damit verbundene Risiko, dass die Teilnehmendenbeiträge ohne angepasste Förderung massiv steigen und noch weiter steigen werden, hat der Kreisjugendring bereits im letzten Jahr aufgegriffen und mit seinen Mitgliedsverbänden ein entsprechendes Positionspapier verfasst. Dieses Papier ist aktuell im politischen Prozess. Insofern wurde das Thema der Notwendigkeit einer angepassten Förderung beim Kreisjugendtag nicht platziert.
Wie geht es mit den Ergebnissen weiter?
Alle Ergebnisse werden in den nächsten Wochen vom Kreisjugendring aufgearbeitet und nach und nach auf der Vereins-Website veröffentlicht. Der Kreisjugendring wird die Ergebnisse entsprechend bewerten, priorisieren und dann versuchen die Themen nach und nach abzuarbeiten. Über den Fortschritt wird sowohl online als auch auf den Mitgliederversammlungen des Kreisjugendrings berichtet werden. Dabei betont die Vorsitzende des Kreisjugendrings Janine Leinemann, dass es in der Vergangenheit meistens gelungen sei gemeinsam Lösungen zu finden und sie daher guter Dinge sei, dass auch diesmal gemeinsam mit Verwaltung und Politik Wege gefunden werden können, um Lösungen für die Bedarfe und Probleme zu erarbeiten. Kai-Janis Skalitz (Bildungsreferent des Kreisjugendrings) ergänzt, dass sich alle Beteiligten einig seien, wie wichtig Jugendarbeit als außerschulische Jugendbildung sei. Dies sowohl finanziell als auch strukturell zu sichern sei nun die Herausforderung der nächsten Jahre. In zwei Jahren wird der nächste Kreisjugendtag stattfinden. Bis dahin hat der Kreisjugendring nun Zeit die Ergebnisse zu bearbeiten.
Fazit einiger Teilnehmenden
„Ich bin ohne Erwartungen gekommen, aber wenn das wiederholt wird, bin ich auf jeden Fall wieder dabei!“ „Meine Erwartungen sind komplett übertroffen: Es wurden Themen genannt, die wir vorher nicht auf dem Schirm hatten.“ „Es war sehr wertvoll über den Tellerrand zu blicken und Einblicke in die Jugendarbeit anderer Verbände zu erhalten.“ „Wir wussten überhaupt nicht, dass die Jugendarbeit so groß, vielfältig und vernetzt ist. Wir haben viel gelernt.“ „Tolle Atmosphäre, gut organisiert, leckeres Essen.“ „Ich hätte gerne direkt mit dem Landrat diskutiert. Das kam mir zu kurz. Ansonsten ein toller Tag.“ „Es war überhaupt nicht formell, sondern super locker. Das hat mich sehr überrascht.“