Am 20. August hatte der Ankerplatz Stade zum Aktionstag Demokratie gerufen. Aus vielen Stader Schulen kamen die älteren Jahrgänge, um sich über demokratische Prozesse zu informieren und mit den lokalen Politiker*innen auszutauschen. Auch der Kreisjugendring Stade war vor Ort, um in Vorbereitung auf die Kommunalwahl von den Jugendlichen zu erfahren, was sie sich wünschen, wie ihre Sichtweisen sind und wo sie Verbesserungspotenziale sehen. Hier sind die Ergebnisse.
Zunächst muss festgehalten werden, dass viele der Jugendlichen sich auch aktiv über Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements informiert haben. Diese Erfahrung bestätigt uns erneut darin: Junge Menschen wollen sich für die Gesellschaft einbringen und ihren Teil beitragen. Und sie tun es in vielfältiger Weise! im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch: Die alternde Gesellschaft muss die Interessen und Sichtweisen junger Menschen genauso ernst nehmen. Danach gefragt, was sie sich in Stade wünsche, wo es die größten Probleme gibt und was sie aktuell am meisten lokalpolitisch beschäftigt, gaben die Jugendlichen auf Themenkärtchen 89 Meinungen ab:
- Fehlende Freizeitmöglichkeiten: 34 Jugendliche (und damit 38 Prozent der Teilnehmenden) gaben an, dass es fehlende oder nur unpassende Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche in Stade gibt.
- Einerseits fehlen Treffpunkte, wo man sich wohl fühlen und chilln könne und nicht weggeschickt werde. Konkret wünschen sich mehrere Jugendliche in diesem Kontext mehr öffentliche Sitzgelegenheiten wie z.B. Bänke!
- Andererseits fehlen attraktive Freizeitgestaltungsangebote. Hier wurden konkret viele sportliche Wünsche geäußert: Sportpark, öffentliche Sportplätze, Kletterpark, Boulderhalle, Eishalle, Trampolinhalle. Aber auch kulturelle Angebote fehlen den Jugendlichen: Jugenddiscos, Konzerte, K-Pop-Treffen,
- Verkehr & Mobilität & Sicherheit: Insgesamt 30 Jugendliche (33 Prozent), gaben an, dass es im Vereich Mobilität und Sicherheit Verbesserung brauche. So forderten 12 Jugendliche einen besseren ÖPNV (insbesondere aus dem Umland) aber auch zu teure Führerscheine und marode oder fehlende Radwege wurden genannt. Zwei Jugendliche fordern zudem ein Schüler-Ticket für alle. 7 Jugendliche gaben im Kontext von Mobilität an, dass sie sich im Bahnhofsumfeld sowie in Bussen und Bahnen unsicher fühlen und sich mehr Sicherheit wünschen. 5 weitere Jugendliche haben insgesamt ein Unsicherheitsgefühl in Stade.
Neben diesen beiden großen Themen gab es einige EInzelnennungen aus dem Bereich Arbeitsplatzsuche, Schule, Müll oder Grünflächen. Für 4 Jugendliche sind teure Döner ein Problem und insgesamt 8 Mal wünschen sich Jugendliche explizit mehr Beteiligung. Ein Jugendlicher äußerte in diesem Zusammenhang die Frage, wie er den Bürgermeister bei Fragen denn erreichen könne.
Alle Einzelnennungen können in folgendem Dokument nachlegesen werden. Ergebnisse Aktionstag 2025
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion der beiden Bürgermeisterkandidaten Arne Kramer (CDU) und Kai Koeser (SPD) wurden diese Themen durch Fragen der Jugendlichen wieder aufgegriffen. Beide Kandidaten versprachen sich den Themen im Falle ihrer Wahl anzunehmen. Dies gilt insbesondere auch zur Schaffung von Angeboten durch die Stadtjugendpflege. Hier äußerte eine Schülerin, dass es nur Angebote für Kinder gebe, aber kaum etwas für Jugendliche. Vor einigen Jahren war tatsächlich durch eine Entscheidung des Stader Rates die Finanzierung für die Auslands-Ferienfahrt für Jugendliche der Stadt Stade gestrichen worden.
Insgesamt bildete der Tag die allgemeine Problematik der Verdrängung von Jugendlichen aus dem öffentlichen Raum und die zunehmende Fokussierung der Angebote auf Kinder ab. Hier sind die Debatte rund um das Freizeithaus Buxtehude oder die Ignoranz gegenüber fachlichen Positionen in Bezug auf die Ferienbetreuung, die zukünftig durch das Jugendamt sicherzustellen ist, weitere Symptome.
Der Aktionstag hat gezeigt: Junge Menschen wollen sich einbringen. Sie haben Ideen und konkrete Erwartungen an die Gestaltung von Gesellschaft. Sie haben aber auch Wünsche und Bedürfnisse, die von der älteren Mehrheitsgesellschaft häufig nicht gehört und gesehen werden. Hier gilt es anzusetzen, um gemeinsam und generationsübergreifend Politik zu machen!